Dich und mich- Dichotomie

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„Mitten in der heiteren Welt der Geisteskrankheit kommuniziert der moderne Mensch nicht mehr mit dem Irren.“ (Foucault, 1973)

Die Trennung von Vernunft und Nicht-Vernunft blockiert den gesellschaftlichen Dialog über und im Umgang mit Wahnsinn. Es werden vollendete Tatsachen aufgestellt, die diese Trennung verhärten. So entsteht eine „Lücke“ zwischen diesen künstlich errichteten Welten von Wahrheit und Wahnsinn. Es entsteht Wahrheit, die eigentlich nicht existiert. Der Ursprung der Trennung liegt in diesem Raum, zwischen den Welten, in dem Schweigen der „Lücke“. (vgl. Foucault, 1973, Wahnsinn und Gesellschaft)

Ein lebendiges Konstrukt, wie ein Kind, das nie getrennt von den Eltern betrachtet werden kann. Ein Kind, welches wiederum aus der Dichotomie des weiblichen und männlichen entsteht und diese in einem autopoietischen Mechanismus, seiner Selbst, rekonstruiert.
Die Romanze der Zweisamkeit, die etwas „dichtes“ schafft, was nie zu einer Einheit werden kann, doch getrennt nicht existiert und schließlich aus dieser Zweisamkeit immer wieder erwächst.
Der große Gegensatz, der um die Ecke wartet, um der romantischen Dichotomie zu spotten, das ist die Ambivalenz.
Sie rüttelt und schüttelt die Zweisamkeit, um die fade Endlichkeit der nicht bekannten Schnittmenge zu durchdringen. Sie hinterlässt ein Fragezeichen, wie das Gottesteilchen, was die Spur aufblitzen lässt, die Spur der Unendlichkeit unseres Wissens.

„Ambivalenz (die Essenz von Unordnung oder Chaos) ist das unvermeidliche Ergebnis aller Versuche zu einer klaren, ausnahmslosen Klassifikation- aller Versuche, Elemente der Realität so zu behandeln, als wären sie wirklich separat und klar unterschieden, als würden sie nicht über die Grenze hinausquellen; als gehörten sie zu einer Unterteilung, und nur zu dieser.“ (Baumann, 1984)

Was macht die zwei Gesichter der Dichotomie unserer Begriffe mit ihrer ambivalenten Liebesgeschichte erträglich? Die Entscheidung über das Ungenaue stabilisiert unsere Wahrnehmung, lässt uns nicht mehr zweifeln. Im Zweifelsfalle jedoch lassen wir uns mit schütteln und rütteln an unseren Gedanken, bis wir uns wieder einen Namen geben.

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