Weil ich es trotz sozialer Netzwerke nicht schaffe, den Kontakt zu halten.
Weil ich es trotz Smartphone nicht schaffe, alle Anrufe zu beantworten.
Weil ich es nicht schaffe, trotz Wohnort in der Stadt so einzukaufen, dass Essen da ist, wenn ich hungrig nach Hause komme.
Weil ich trotz Online-Überweisung Mahnungen bekomme.
Weil ich trotz Laptop Papierchaos in meinem Zimmer verursache.
Weil ich trotz Auto zu spät losfahre.
Weil ich trotz Sofalandschaft im Bett liege.
Weil ich Sonne und Kaffee am Schreibtisch geniesse und nicht raus gehe, nein ich ziehe sogar die Vorhänge zu.
Weil ich alles, wirklich alles, was sich aufschieben lässt, aufschiebe, über die letzte Minute und ich dadurch immer mehr lebenswerte Minuten sammle.
Weil mein Leben durch verschobene Aktivität und ausgedehnte Selbstverwirklichung im Sinne der Sinnlosigkeit, des bloßen Daseins und im Genuss nicht rekonstruierbarer Momente, wie ein wunderschöner Sonnenaufgang im Nebel in jenen Aufschieber- Momenten erwacht.
Weil mich bei jeder Genusskippe ein Sonnenstrahl durch den Nebel erreicht, alle Sorgen in seinem Licht wie Chancen glitzern, alle Linien weich zeichnet und ein Lachen hinterlässt.
Weil ich es schaffe nichts ernst zu nehmen und doch für andere da zu sein, wenn sie Gemeinschaft anstatt Gesellschaft brauchen, kann ich die Menschheit lachend verfluchen.
Weil mir ein Achselzucken besser steht als 10 Tonnen make up,
bin ich zufrieden.
Weil ich es nie ganz schaffe genau das zu sagen, was ich genau meine, meine Meinung mir sowieso am Arsch vorbei geht und ich nichts wichtiges je mit Sprache verkleide, denn diese Verkleidung führt in die Konstruktion „Meinung“, die nichts wert ist, völlig überbewertet Kommunikation sprengt, wie die Pest in allen Gesichtern Narben hinterlässt, weil all das meine Meinung widerspiegelt und ich sie spätestens bei einem Glas Wein wieder vergesse,
bin ich meiner Meinung nach ein besserer Mensch.