Der Lauf der Dinge

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Eintauchen in eine andere Welt ist
Aussteigen aus der eignen.
Die Kanäle, sie versprechen das Eintauchen,
sie verschweigen das Aussteigen.
Es wird zu einer Sucht.
Ich binge watche mich aus meinem Leben.
Verlockung.
Und das Glas Wein.
Und die Zigarette?
Nein, das geht doch zu weit.
Zu weit weg von dem Entwurf,
dem Entwurf eines Lebens.
Doch ich werfe wohl auch nicht mehr weit.
Bis hier hin haben sie das alles getragen,
meine Arme.
Sie knacken ganz gut jeden Abend, jedes Problem, was sich mit Armeskraft so lösen lässt.
Es knackt auch das Feuer und es frisst das Holz,
das gefangen hinter der Glasscheibe zu Asche wird.
Jede Nacht schau ich in die Glaskugel, tauche ein in die einzige Welt, die nur die meine ist
und träume und träume…
Vom Ende.
Vom Punkt des Erreichens.
Vom Punkt des Loslassens.
Der Entscheidung.
Das ist die einzig freie Welt, in die sich einzutauchen lohnt.
Öffne ich die Augen, dann sehe ich,
dass es mir geschlossen besser steht.
Das Auge, das Leben.
Ich traue meinen Augen nicht,
denn sie trauern irgendwelchen alten Zeiten nach.
Neue stehen an, stehen Schlange schon so lang,
schon so lang.
Ich schreibe nicht über Schlangen,
ich schlage nur die Arme überm Kopf zusammen,
beim Gedanken an die guten alten Zeiten.
Das Denken, das Fühlen,
das Leben einfach fließen lassen.
Die Freiheit, die ich nicht will.
Ich spüre nichts ohne Kontrolle,
dann spüre ich wenigstens etwas,
die Sehnsucht nach der Freiheit, nach dem Fließen-lassen.
Höchstens auf der Toilette lass ichs laufen.
Doch die Verflossenen, sie holen mich in jener stillen Nacht.
Und schon wieder steh ich da und traue meinen Augen nicht oder sind es meine Gedanken?
Die diese Welt vor meinen Augen schaffen, Tag und Nacht ums neue.
Ein 24h Job, so ein Gedankenleben.
Und so gedenke ich meinem Leben, wie es sich im neuen Jahr gehört.
Alles ist so schön und neu, erfüllt von Liebe und Geborgenheit.
Ich hatte schon gehört, es soll alles anders werden.
So anders wir auch werden, so erkennen wir uns eines schönen Tages nicht mehr wieder,
sagen leise unsre alten Namen auf und geben den Dingen ihren Lauf.